Der Rattenfänger von Hameln
Oper in einem Akt von Bettina Weber

Inhalt

Hameln wird von einer Rattenplage heimgesucht. Die Bürger klagen über die immer größere Hungersnot und den Verlust ihrer Güter. Angestachelt von seiner Frau setzt der Bürgermeister eine Belohnung für denjenigen aus, der eine Abhilfe für das Problem schaffen kann, doch keinem fällt eine Lösung ein. Die Bürgermeisterin hingegen bestimmt, dass die Bürger alle Vorräte, die sie noch besitzen, im Rathaus abzuliefern haben. Anna, ihre Tochter, erzählt unterdessen ihrem Spielkameraden Peter von einem seltsamen Traum, den sie in der vergangenen Nacht hatte: ein buntgekleideter Mann wäre in die Stadt gekommen und hätte sie alle von den Ratten befreit.

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Kurz darauf wird ihr Traum Wahrheit: eine geheimnisvolle Flötenmelodie erklingt und ein buntgekleideter Mann erscheint, der sich selbst als Rattenfänger vorstellt und anbietet, ihnen die Ratten vom Hals zu schaffen. Bürgermeister und Bürgermeisterin reagieren misstrauisch. Als der Rattenfänger erklärt, er würde das Ungeziefer mit seiner Flöte bezwingen, wird er von allen ausgelacht, worauf er eine Zaubermelodie spielt und damit die Bürger zum Tanzen zwingt.

Nach diesem Beweis seiner Fähigkeiten, sind die Bürger nur zu gern bereit, auf seinen Vorschlag einzugehen. Als der Rattenfänger als Lohn verlangt, in der Stadt bleiben zu dürfen, will der Bürgermeister dieses Ansinnen empört ablehnen, seine Frau jedoch überredet ihn, zum Schein nachzugeben.

Der Rattenfänger wiederholt seine Beschwörung und lockt damit die Ratten aus allen Winkeln, die zu seiner Musik tanzen, ihm dann aus der Stadt folgen und in der Weser ertrinken.

Die Bürger jubeln über das Ende der Plage. Nur der Bürgermeister ist besorgt, weil er an sein gegebenes Wort denkt. Die Bürgermeisterin dagegen macht ihm unmissverständlich klar, dass sie nie die Absicht hatte, den Rattenfänger in der Stadt bleiben zu lassen. Als dieser nach seiner erfüllten Aufgabe zurückkehrt, wird er von den beiden scheinbar freundlich ins Rathaus komplimentiert.

Spielende Kinder kommen auf den Marktplatz. Sie freuen sich darauf, dass der Rattenfänger künftig bei ihnen leben wird. Dieser kommt niedergeschlagen aus dem Rathaus zurück und erzählt ihnen, dass Bürgermeister und Bürgermeisterin ihm befohlen haben, noch in der gleichen Stunde Hameln zu verlassen. Die Kinder sind entrüstet über die Unehrlichkeit der Erwachsenen. Anna hat eine Idee, wie sie ihren Eltern und allen anderen eine Lehre erteilen können: sie alle wollen mit dem Rattenfänger fortgehen und erst wieder nach Hause kommen, wenn die Erwachsenen ihre schlechten Gewohnheiten ablegen und versprechen, künftig ihr Wort zu halten.

Die Bürger, die bald ihre Kinder vermissen, eilen wehklagend auf den Marktplatz. Anna erscheint und berichtet, der Rattenfänger habe anstelle des ihm zugesicherten und anschließend verweigerten Lohnes die Kinder mit sich genommen habe. Die Bürger sind verzweifelt und entsetzt. Sie flehen den zurückkehrenden Rattenfänger an, ihnen ihre Kinder zurückzugeben. Der Bürgermeister, dem es endlich gelingt, sich gegen seine Frau durchzusetzen, bekennt vor allen, wie er und die ganze Stadt sich von ihrer Selbstsucht haben leiten lassen und gelobt, daß sie sich in Zukunft bessern würden. Zum Beweis seiner Worte überlässt er dem Rattenfänger ein kleines Haus und heißt ihn in der Stadt willkommen. Unter dem allgemeinen Jubel kehren die Kinder in die Stadt zurück.

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Notenblatt mit Blockflöte

  Besetzung

RattenfängerBass
große Partie, Schwierigkeitsgrad mittel
Bürgermeister*Bariton
mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad leicht
BürgermeisterinSopran
mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel
Anna, ihre TochterSopran, vorzugsweise Kinderstimme
mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel
Peter, ihr SpielgefährteSprechrolle
kleine Partie

Bürger von Hamelndreistimmiger gemischter Chor, S A M
mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel
Kinderzweistimmiger Kinderchor
kleine Partie, Schwierigkeitsgrad mittel

Begleitung

Flöte
Oboe
Violine 1/2
Viola
Violoncello

Der Vokalpart richtet sich vom Schwierigkeitsgrad her an Gesangsschüler oder vorgebildete Laien, der Instrumentalpart an professionelle Musiker oder fortgeschrittene Laien.
Die mit * gekennzeichneten Rollen setzen die Fähigkeit voraus, in einem Ensemble eine zweite oder dritte Stimme durchzuhalten.

Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde

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Notenblatt mit Blockflöte

  Aufführungen

19.04.2008, Kath. Kirchengemeinde Allerheiligste Dreifaltigkeit Frankfurt (Uraufführung)Opern-Weberei Frankfurt und Opernschule Gelnhausen
20.04.2008, Kath. Kirchengemeinde Allerheiligste Dreifaltigkeit FrankfurtOpern-Weberei Frankfurt und Opernschule Gelnhausen
30.04.2008, Grimmelshausen-Gymnasium GelnhausenOpern-Weberei Frankfurt und Opernschule Gelnhausen
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Notenblatt mit Blockflöte

  Erläuterungen zum Stück

Nachdem die Opernschule Gelnhausen Anfang 2007 ihre eigenständige Arbeit einstellte, beschloss ich, den Versuch zu wagen, mit der Musiktheaterwerkstatt der Opern-Weberei Frankfurt ein neues Laien-Ensemble zu gründen. Über mündliche Werbung, Plakataktionen und Zeitungsartikel kam zu meiner Freude tatsächlich ein Kreis von Interessenten zusammen.

Natürlich stand mir für dieses erste Projekt kein bühnenerfahrenes Ensemble zur Verfügung hatte, wie das insbesondere bei den Produktionen von "Hexentanz" und "Scheherazade" der Fall war.

Entsprechend richtete ich insbesondere den Chorpart so ein, daß er von Laien mit wenig oder keiner Vorbildung bewältigt werden kann. Die Partie ist durchweg dreistimmig gehalten (Sopran und Alt, sowie Männerstimmen, die im Bedarfsfall auch weggelassen werden können.) Bewusst sind Melodieabschnitte und Harmonik durchschaubar und eingängig gehalten, wiederholen sich auch, um den Darstellern das Erlernen zu erleichtern. Einige kurze Soloabschnitte bieten fortgeschritteneren Chorsängern ein etwas erweitertes Betätigungsfeld. In Nr. 9, die im ersten Abschnitt im Chorpart weitgehend mit Nr. 2 identisch ist, wohingegen das Orchester mit unruhigen Bewegungen die Verzweiflung der nach ihren Kindern suchenden Bürgern charakterisiert, kommt es im zweiten Teil zu einem Wechselgesang zwischen Chor und Anna, die die Erwachsenen zur Einhaltung ihres Versprechens ermahnen will. Die Rolle der Anna, die vorzugsweise von einem gesanglich vorgebildeten Kind übernommen werden sollte, ist in eingängiger, liedhafter Melodik gehalten. In dem Abschnitt, in welchem der Chor den Rattenfänger um die Rückgabe der Kinder anflieht, werden die Singstimmen zunächst unisono geführt, während das Orchester in wilden Läufen dahinjagt, um sich dann in einer sehr lyrischen Phrase auf den Worten "Gebt uns unsre Kinder wieder!" aufzulösen.

Der Kinderchor Nr. 7 ist einstimmig und in einer kinderliedhaften Melodik gehalten. In Nr. 8 hingegen kann im Wechselgesang mit dem Rattenfänger eine zweite Stimme ad libitum hinzugefügt werden.

Musikalisch im Zentrum der Oper stehen das Lied des Rattenfängers (Nr. 3), sowie seine drei Beschwörungen (Nr. 4, Nr. 5 uns Nr. 8), die bereits Element der Ouverture sind.
Das Lied des Rattenfängers ist rein strophisch aufgebaut und besteht aus einem melancholischen, erzählenden Teil, sowie einem heiter, beschwingten Refrain.
Die Beschwörungen Nr. 4 und Nr. 5 sind vom Aufbau her ähnlich, wobei in Nr. 5 dem mittelalterlich anmutenden Tanz ein fugiertes Thema vorangestellt wird, das das Herbeihuschen der Ratten charakterisiert.
In Nr. 8 erklingen Beschwörungsmotiv und Tanz in Dur, um zu zeigen, dass es sich hier eigentlich nicht mehr um eine Beschwörung handelt, sondern vielmehr um ein Bündnis zwischen Rattenfänger und Kindern.In allen vier Nummern dominiert im Orchester die Flöte als Soloinstrument.

Einen weiteren reizvollen Aspekt stellt das Duett Nr. 6 dar, in welchem die Bürgermeisterin versucht, ihren Mann von seinem dem Rattenfänger gegebenen Wort abzubringen. Hierbei liegt der Hauptpart bei der Bürgermeisterin, die daher von einer etwas erfahreneren Sängerin übernommen werden sollte, während der Bürgermeister seine Unsicherheit und Zerrissenheit durch floskelhafte Einwürfe zeigt. Auch im Duettabschnitt ist die Bürgermeisterin tonangebend, während er die Phrasen größtenteils von ihr übernimmt, dann aber mit eigener Melodieführung fortsetzt. Obwohl der Part des Bürgermeistes bewusst sehr einfach gehalten ist, besitzt er auf diese Weise doch sein eigenes Profil.

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Notenblatt mit Blockflöte

  Impressionen von den Aufführungen

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  Videobeispiele


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  Bildergalerie


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