Der Chat
Interaktive Oper
von Bettina Weber
Inhalt
Corona-Jahr 2020, Lockdown.
Michelle sitzt in ihrer Wohnung fest.
Sie langweilt sich und sehnt sich danach, dass das Leben endlich wieder in geregelte Bahnen kommt.
Plötzlich geht ein Skype-Anruf mit unbekannter Nummer ein.
Neugierig geworden nimmt Michelle den Anruf an - und sieht sich einem vermummten Unbekannten entgegen, der sie bedroht.
Wie wird Michelle reagieren?
An mehreren Stellen der Oper kann der Zuschauer selbst bestimmen, wie die Handlung weitergehen soll:
Dramatisch?
Lustig?
Romantisch?
Oder einfach verrückt?
Auf diese Weise entsteht eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten, durch welche das Stück immer wieder einen neuen Ablauf erhält.
Besetzung
Michelle | Sopran (auch Mezzosopran) große Partie, Schwierigkeitsgrad anspruchsvoll |
der Unbekannte, in Fassung B und C Sascha, Michelles Freund, bzw. Nachbar | Sprechrolle (Einspielung) kleine Partie |
Begleitung
Flöte, auch Piccolo | |
Klavier | |
Schlagzeug |
Eine Aufführung nur mit Klavier ist zulässig, hierbei dient der Klavierauszug als Partitur.
Der Gesangspart richtet sich an Musikstudentinnen oder professionelle Sängerinnen
Aufführungsdauer: ca. 30 Minuten
Erläuterungen zum Stück
Wie Loslassen! entstand auch Der Chat im Rahmen eines Arbeitsstipendiums, das in diesem Falle von der GEMA als Überbrückungshilfe in der Corona-Zeit vergeben wurde.
Mir kam hierbei die Idee, mich einmal an einem völlig "neuen" Format zu versuchen: dem der interaktiven Oper. Pate bei diesem Konzept standen natürlich die zahllosen Internet- und Handyspiele, die gerade in der Corona-Zeit enorm boomten, und bei denen der User Handlungsstränge auswählen und damit das Spiel in immer andere Richtungen lenken kann. Wirklich neu, ist dieser Gedanke natürlich nicht, es gibt zahlreiche Beispiele in der Literatur, wo genau dies zur Anwendung kommt.
Im Bereich Musiktheater oder überhaupt Theater war mir allerdings kein Equivalent bekannt und ich fragte mich, ob ein solches Vorhaben tatsächlich funktionieren könnte.
Es galt zunächst, einen Handlungsablauf zu entwerfen, bei welchem es entsprechende Auswahlmöglichkeiten geben konnte, die aber jeweils wieder zu einem "gemeinsamen Nenner" zurückführen mussten, sodass eine neue Auswahl getroffen werden konnte und der Zuschauer, beispielsweise von der dramatischen in die skurrile, und von der romantischen in die lustige Fassung wechseln kann.
Da ich mich bei der Handlung für eine Situation aus dem ersten Corona-Jahr, nämlich den ersten Lockdown entschieden habe, beschloss ich, das Stück noch um eine Fassung ohne Corona-Bezug zu erweitern, damit das Stück auch dann noch gespielt werden kann, wenn Corona seine Aktualität verloren hat. In dieser Fassung würde allerdings die skurrile Fassung entfallen (oder müsste zu einem späteren Zeitpunkt mit einem entsprechend neuen Text versehen werden).
Musikalisch orientiert sich das Stück an Werken des 20. Jahrhunderts, ohne völlig atonal zu werden. Geräusche wie das Skype-Signal und das Telefonklingeln sind auskomponiert, können ggf. aber auch als Einspielung kommen.
Michelles Part ist insbesondere deswegen anspruchsvoll, da die Sängerin vier gänzlich unterschiedliche Charaktere zu bewältigen und ggf. zwischen diesen zu wechseln hat.
Ich habe das Stück sowohl für eine filmische Umsetzung für das Internet konzipiert, wo die User per Mausklick den Fortgang bestimmen können, wie auch für eine traditionelle szenische Aufführung. Hierbei könnte die Auswahl per Voting erfolgen.
Als nicht abendfüllendes Werk bietet sich bei einer Bühnenaufführung die Kombination mit einem anderen kurzen Bühnenwerk, oder einem kammermusikalischen Vorprogramm an.