Sterntaler
Oper in einem Akt von Bettina Weber
Inhalt
Prolog
Aviditum, die Verkörperung, der Selbstsucht und Carita, welche die Güte versinnbildlicht,
streiten um ihre Machtstellung in der Welt. Während Carita überzeugt ist, dass Milde und Herzenswärme die
wichtigsten und vorherrschenden Eigenschaften der Menschen sind, vertritt Aviditum die Meinung, dass Not und
Elend, jeden dazu bringen können, nur noch seinen eigenen Vorteil zu sehen. Imparzium, der Unparteiische,
schlägt beiden vor, einen Menschen mit allerlei Schicksalsschlägen auf die Probe zu stellen. Carita
verweist auf das Mädchen Clara, das sie als besonders mitfühlend und den Menschen zugewandt einschätzt.
Aviditum, der sich seiner Sache sicher ist, erhöht den Gewinn der Wette: sollte Clara sich
trotz Leid und Not ihre Freundlichkeit und Großmut bewahren, will er ihr zum Lohn die Sterne als goldene Taler vom Himmel holen. Alle drei besiegeln ihren Pakt.
In einem kleinen Dorf
Aviditum, der nun als reicher, angesehener Gutsherr auftritt, jagt Clara, deren kürzlich verstorbene Mutter
bei ihm im Dienst war, aus seinem Haus. Seiner Tochter Lenchen, die versucht, für ihre Freundin
einzutreten, verbietet er den Mund. Clara versucht, bei anderen Leuten im Dorf eine
neue Arbeit zu finden, doch die Dorfbewohner, die fürchten, den Gutsherren zu verärgern, weisen
sie ab.
Nur Carita, die das Geschehen als einfache Marktfrau beobachtet, spricht dem verzweifelten Mädchen Mut zu und erklärt ihr, dass ihr in all ihrem Elend drei ganz besondere Eigenschaften geblieben sind: die Fähigkeit, anmutig zu tanzen, eine schöne Stimme, mit der sie die Menschen rühren kann, und vor allem ihr besonders warmes, mitfühlendes Herz. Nachdem sie ihr als Symbol für diese Gaben ein Paar Tanzschuhe, eine goldene Leier und ein goldenes Medaillon überreicht hat, verschwindet sie.
Aviditum, der alles mitangehört hat, spottet über die Gaben, die in seinen Augen wertlos sind. Clara aber lässt sich nicht einschüchtern. Sie beginnt zu tanzen, was von den Dorfbewohnern zunächst gerührt beobachtet wird. Imparzium nähert sich in der Verkleidung eines lahmen Bettlers. Mitleidig überlässt Clara ihm ihre Fähigkeit zu tanzen, worauf sie selbst nur noch humpeln kann.
Auch ihre zweite Fähigkeit, ihre schöne Stimme, gibt sie selbstlos weg, als Imparzium wenig später in einer neuen Verkleidung, diesmal als Stummer, auftaucht.
Aufgehetzt durch Aviditum verhöhnen und demütigen die Dorfbewohner das Mädchen. Als sie jedoch auch Lenchen, die erneut für sie eintritt, angreifen, tritt Clara mutig auf den Gutsherren zu und übergibt ihm ihre wichtigste Gabe: ihr warmes, fühlendes Herz. Anschließend sinkt sie bewusstlos in sich zusammen.
Aviditum, Carita und Imparzium treten aus ihren Rollen heraus und geben sich zu erkennen. Aviditum erklärt sich widerwillg für besiegt. Er und Imparzium geben der wieder erwachten Clara ihre Gaben, die sie so selbstlos weggeschenkt hat, zurück. Obendrein löst Aviditum sein Versprechen ein. Zum Erstaunen aller lässt er die Sterne des Himmels als Goldtaler auf Clara herabregnen.
⬑zurück zum SeitenanfangBesetzung
Clara | Sopran, auch Tanzrolle große Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Carita, die Güte,im Spiel Marktfrau | Sopran mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Aviditum, die Selbstsucht, im Spiel Gutsherr | Melodramrolle mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Imparzium, der Unparteiische, im Spiel Bettler | Bass mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Lenchen, Tochter des Gutsherrn | Sprechrolle mittlere Partie |
Dorfbewohner | dreistimmiger gemischter Chor, S A M mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Kinder | zweistimmiger Kinderchor kleine Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Begleitung
Flöte | |
Oboe | |
Violine 1/2 | |
Viola | |
Violoncello |
Der Vokalpart richtet sich vom Schwierigkeitsgrad her an Gesangsschüler oder vorgebildete Laien, der Instrumentalpart an professionelle Musiker oder fortgeschrittene Laien.
Die mit * gekennzeichneten Rollen setzen die Fähigkeit voraus, in einem Ensemble eine zweite oder dritte Stimme durchzuhalten.
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde
⬑zurück zum SeitenanfangAufführungen
14.03.2009, Kath. Kirchengemeinde Allerheiligste Dreifaltigkeit Frankfurt (Uraufführung) | |
25.03.2009, Kath. Kirchengemeinde Allerheiligste Dreifaltigkeit Frankfurt |
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Erläuterungen zum Stück
Der "Sterntaler"-Stoff gehört zu den Märchen, die ich schon seit langer Zeit für außerordentlich reizvoll halte. Bereits 1996 verfasste ich für meine damaligen Früherziehungsgruppen ein etwa fünfzehnminütiges Klangspiel zu diesem Thema.
Für eine abendfüllende Oper jedoch bietet die Originalvorlage (abgesehen von der inszenatorischen Problematik, dass es ausgerechnet die Kleidung ist, die fortgegeben wird) nicht allzuviele Möglichkeiten. Ich entschied mich darum, das Märchen in eine Rahmenhandlung einzubetten, das in seiner Ausrichtung ein wenig an den "Prolog im Himmel" aus Goethes "Faust" erinnern mag: drei höhere Wesen streiten um das Schicksal der Menschen und beschließen, sie einer Prüfung zu unterziehen. Somit erhält die Selbstlosigkeit des Mädchens, das in meiner Fassung den Namen Clara trägt, (was als eine weitere Unterstreichung ihrer Aufrichtigkeit und Gradlinigkeit zu verstehen ist), eine weitaus tiefere Dimension: sie gibt nicht materielle Dinge fort, sondern ihre wertvollsten Eigenschaften, nämlich ihre Fähigkeiten zu tanzen und zu singen, sowie ihr warmes mitfühlendes Herz.
Musikalisch arbeite ich bei "Sterntaler" verstärkt mit Leitmotivik: jedes der drei höheren Wesen
besitzt ein eigene Melodie, die im Prolog, einem ausgedehnten Melodram, das in diesem Fall die rein instrumentale Ouverture ersetzt,vorgestellt werden und im Verlauf der Oper immer wieder auftauchen.
Ferner haben auch Claras Gaben jeweils ein Motiv, die in Caritas Arie (Nr. 3) vorgestellt und, teilweise in abgewandelter Form, dann in Nr. 4, Nr. 5 und Nr. 7 verarbeitet werden. Ein weiteres eingängiges Motiv erklingt immer dann,wenn
Clara ihre Gaben fortgibt. In Nr. 4 singt sie diese Melodie selbst, in Nr. 5 hingegen (wo sie ihre
Stimme wegschenkt), übernimmt Imparzium das Motiv. Obwohl die beiden Nummern in ihrem Aufbau ähnlich
gehalten sind und die Szenen zwischen Imparzium und Clara vom Orchesterpart her sogar identisch sind,
unterscheidet sich der Charakter doch schon allein dadurch, daß die Singstimmen in den beiden Nummern ausgetauscht sind.
Aviditums Beschluss im Prolog, Clara im Falle dass sie die Prüfung besteht, mit den Sternen des Himmels zu beschenken, wird mit einer Verarbeitung des Kinderliedes "Weißt du, wieviel Sternlein stehen" untermalt. Dieses Lied erklingt auch, wenn Aviditum im Finale sein Verprechen einlöst.
Wie auch schon in meinen anderen Opern kommt dem Chor eine tragende Rolle zu. Einem Eingangschor (Nr. 2), dessen heiter/beschwingte Melodie im Gegensatz zu den recht bissigen Texten steht, folgen ein Spottchor (Nr. 6), der vorzugsweise von einem Kinderchor übernommen werden sollte, und ein Hetzchor (Nr. 7), den ich als dreistimmigen Sprechchor angelegt habe. Schließlich folgt noch das Finale (Nr. 8), in welchem einem getragenen, choralartigen Einleitungsteil eine beschwingte Coda folgt, die, quasi als "Moral von der Geschicht" von allen Protagonisten vorgetragen werden sollte.
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Impressionen von den Aufführungen
Videobeispiele
Nr. 4 Tanz und Szene, Mitschnitt vom 14.03.2009,
Kath. Kirchengemeinde Allerheiligste Dreifaltigkeit Frankfurt
Nr. 7 Szene, Mitschnitt vom 14.03.2009,
Kath. Kirchengemeinde Allerheiligste Dreifaltigkeit Frankfurt
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Bildergalerie
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