Er sagt, er wäre Gottes Sohn
Passionsspiel in vier Bildern, für Soli, Sprecher, Chor und Instrumente von Bettina Weber
Inhalt
1.Bild "Auf einer Straße in Jerusalem"
Jesus und seine Jünger ziehen in Jerusalem ein. Das Volk jubelt ihnen zu und strömt zu ihnen, um Jesus sprechen zu hören.
Der Hohepriester und die Schriftgelehrten betrachten den Zulauf, den dieser Fremde erfährt mit großem Misstrauen. Sie denken an die alte Prophezeiung, welche besagt, dass einmal ein großer Held und Herrscher kommen wird, der Wundertaten wirkt und ein göttliches Königreich errichten wird, und befürchten, nach dem, was man sich über Jesus erzählt, dass er derjenige sein könnte.
Um sich Gewissheit zu verschaffen, schicken sie die Soldaten aus, um einen der Jünger vor sie zu bringen. Diese kommen kurz darauf mit Judas zurück, der, eingeschüchtert durch die bedrohlichen Worte des Hohepriesters und der Schriftgelehrten zugibt, einer von Jesus' Gefolgsleuten zu sein, aber behauptet, mehr durch Zufall zu ihnen geraten zu sein und schließlich verspricht, die Soldaten zu Jesus zu führen. Der Hohepriester verspricht ihm dafür einen Lohn von dreißig Silberstücken.
2. Bild "Das letzte Abendmahl"
Jesus und seine Jünger sitzen beisammen, um das Passahmahl einzunehmen. Jesus sagt, dass dies ihr letztes gemeinsames Abendmahl wäre. Er wisse, dass die Feinde ihn gefangennehmen und töten würden - und dass einer seiner Jünger zum Verräter werden würde. Von seinen Jüngern befragt, benennt er Judas als Verräter,der daraufhin flieht. Die Jünger, allen voran Petrus versichern Jesus ihre Treue, doch dieser prophezeit, dass Petrus ihn noch vor dem ersten Hahnenschrei dreimal verleugnen
werde.
3. Bild "Der Garten Gethsemane"
Jesus kommt mit seinen Jüngern in den Garten Gethsemane, um sich zu sammeln und zu beten. Die Jünger, die mit ihm wachen wollen, schlafen währenddessen immer wieder ein. Von Judas geführt, tauchen die Soldaten im Garten auf. Jesus wird gefangengenommen. Seine Jünger fliehen. Petrus, der von verschiedenen Leuten auf seine Anhängerschaft angesprochen wird, leugnet dreimal, Jesus zu kennen. Als gleich darauf der Hahn kräht, erkennt er, dass sich die Prophezeiung seines Herrn erfüllt hat.
4. Bild "Vor dem Hohen Rat"
Das Volk, der Hohepriester und die Schriftgelehrten fordern die Verurteilung von Jesus. Auf die Befragung durch Pilatus gibt Jesus lediglich an, er sei der Sohn Gottes, schweigt aber ansonsten zu allen Anschuldigungen. Judas, der seinen Verrat bereut, tritt vor den Hohen Rat und versucht, die Unschuld seines Herrn zu bezeugen, wird aber von dem Hoheprieter und den Schriftgelehrten abgewiesen. Verzweifelt stürzt er davon. Pilatus, der nicht von Jesus' Schuld
überzeugt ist, bietet dem Volk an, ihn, oder aber Barrabas, einen Mörder, freizulassen. Das Volk entscheidet sich für Barrabas und fordert Jesus' Verurteilung. Pilatus bleibt keine Wahl, als die Kreuzigung Jesus' zu befehlen.
Besetzung
Jesus | Gesangsrolle mittlere Singstimme, vorzugsweise Männerstimme große Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Judas Ischariot | Gesangsrolle mittlere Singstimme mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Hohepriester | Sprechrolle, Gesangsrolle ad lib. kleine Partie, Schwierigkeitsgrad leicht |
zwei Schriftgelehrte | Sprechrollen, Gesangsrollen ad lib. kleine Partien, Schwierigkeitsgrad leicht |
Pilatus | Melodramrolle kleine Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Petrus | Sprechrolle kleine Partie |
Magd | Sprechrolle kleine Partie |
Diener | Sprechrolle kleine Partie |
Soldat | Sprechrolle kleine Partie |
zweiFrauen/Männer aus dem Volk | Sprechrollen kleine Partien |
Jünger, Volk | zweistimmiger Kinderchor große Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Gemeinde | einstimmiger Gemeindegesang, vierstimmiger gemischter Chor ad lib. kleine Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Begleitung
Flöte 1/2 | |
Violine 1/2 | |
Violoncello | |
Klavier |
Der Vokalpart richtet sich vom Schwierigkeitsgrad her an Kinderchorgruppen mit gewisser Vorbildung und Laiensänger, der Instrumentalpart an professionelle Musiker oder fortgeschrittene Laien.
Aufführungsdauer: ca. 45 Minuten
Aufführungen
16.03.2008 (Uraufführung), Ev. Andreaskirche Frankfurt | Kinderchorgruppen der Ev. Andreaskirche, Ltg. Andrea Berkler |
29.03.2009, Ev. Andreaskirche Frankfurt | Kinderchorgruppen der Ev. Andreaskirche, Ltg. Andrea Berkler |
02.04.2011, Ev. Andreaskirche Frankfurt | Kinderchorgruppen der Ev. Andreaskirche, Ltg. Andrea Berkler |
11.03.2012, Ev. Andreaskirche Frankfurt | Kinderchorgruppen der Ev. Andreaskirche, Ltg. Andrea Berkler |
17.03.2013, Ev. Andreaskirche Frankfurt | Kinderchorgruppen der Ev. Andreaskirche, Ltg. Andrea Berkler |
30.03.2014, Ev. Andreaskirche Frankfurt | Kinderchorgruppen der Ev. Andreaskirche, Ltg. Andrea Berkler |
20.03.2016, Ev. Andreaskirche Frankfurt | Kinderchorgruppen der Ev. Andreaskirche, Ltg. Andrea Berkler |
12.03.2017, Ev. Andreaskirche Frankfurt | Kinderchorgruppen der Ev. Andreaskirche, Ltg. Andrea Berkler |
07.04.2019, Ev. Andreaskirche Frankfurt | Kinderchorgruppen der Ev. Andreaskirche, Ltg. Andrea Berkler |
Erläuterungen zum Stück
Das Passionsspiel "Er sagt, er wäre Gottes Sohn", ein Auftragswerk der Ev. Andreasgemeinde Frankfurt, ist natürlich für den Gebrauch an Kirchengemeinden, oder aber auch Schulen konzipiert.
Da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie unterschiedlich die Besetzungsmöglichkeiten sind, und ich das Stück dennochfür möglichst viele Institutionen realisierbar machen möchte, habe ich mich dazu entschlossen, mehrere Aufführungmöglichkeiten anzubieten.
Zum einen betrifft das den Kinderchor. Bewusst ist der einstimmige Part so gehalten, dass er von einem kleinen bis mittlere Chor gut bewältigt werden kann. Sollte ein größerer Chor mit mehr Erfahrung zur Verfügung stehen, so kann, einer größeren Farbigkeit zuliebe, die zweistimmige Fassung gewählt werden.
Die Gesänge zum Szenenwechsel, denen der Choral "Herzliebster Jesu, was hast zu verbrochen" zugrunde liegt, sind als einstimmiger Gemeindegesang gedacht, könnten aber auch vom Kinderchor oder sogar von einem vierstimmigen gemischten Chor übernommen werden.
Die Solopartien sind so konzipiert, dass sie von jugendlichen oder erwachsenen Laien übernommen werden können. Sowohl das Lied des Judas (Nr. 3), sowie die Gesänge des Jesus (Nr. 5 und Nr. 7) sind in einem überschaubaren Tonumfang und mit eingängigem Melodiematerial gehalten.
Insbesondere in Nr. 3 kommt dem Orchester eine mehr als unterstüztende Funktion zu: die zunehmende Verunsicherung des Judas zeigt sich in immer hektischeren und kurzatmigeren Bewegungen in den Streichern, während die Singstimme unverändert bleibt.
Sind genügend erfahrene Sänger im Ensemble, ist es günstig, die Passagen von Hohepriester
und Schriftgelehrten in Nr. 10 solistisch zu besetzen, ansonsten können auch diese Stellen bereits vom Chor übernommen werden.
Verschiedene Variationsmöglichkeiten gibt es auch in der Dialoggestaltung.
Die größte Vielfalt bietet gewiss die reine Dialogfassung, wie ich sie in der Partitur vorgesehen habe.
Sollten jedoch nicht genügend Mitwirkende vorhanden sein, können folgende Rollen gut von jeweils einem Darsteller übernommen werden:
- Schriftgelehrter 1 und Schriftgelehrter 2
- Mann (Frau) aus dem Volk 1 und Mann (Frau) aus dem Volk 2
- Petrus und Jünger 1
Sollte sich eine szenische Aufführung mit Dialogen als zu aufwendig oder zu kompliziert erweisen, gibt es die Möglichkeit,die Texte weitgehend von einem Erzähler übernehmen zu lassen. Die entsprechende Fassung ist in einem Anhang der Partitur zu finden.
Bei einer Aufführung dieser Version wäre es dennoch wünschenswert, die Dialogabschnitte in Nr. 3 und Nr. 7 von den entsprechenden Darstellern übernehmen zu lassen. Auch eine erweiterte Kombination von beiden Fassungen ist denkbar.
Ebenfalls im Anhang ist eine Variante zu der von mir ausgewählten Darstellung der Judas-Geschichte in Szene 2 und Nr. 3, die durchaus der veränderten Sichtweise dieser Figur entspricht, die in den vergangenen Jahren verstärkt aufgekommen ist. Obwohl ich persönlich dieser Fassung den Vorzug gebe, habe ich im Anhang noch eine "konservativere" Variante beigefügt, die eher auf die übliche Darstellung der Evangelien zurückgreift.
Schließlich wäre noch die Orchesterbesetzung zu erwähnen, die, ebenso wie der Chor, durchaus variabel gehalten werden kann. Hierbei ist es durchaus denkbar, die Flötenstimmen auch mit Oboen oder Violinen zu besetzen. Auch können notfalls einzelne Stimmen weggelassen werden. In diesem Fall jedoch sollte der Klavierpart aus dem Klavierauszug gespielt werden. Auch eine Aufführung nur mit Klavier ist problemlos möglich.