Die Liebe der Nachtigall
Oper in drei Aufzügen nach Oscar Wildes "Die Nachtigall und die Rose", sowie dem russischen Volksmärchen "Der Spielmann und die Nachtigall" von Bettina Weber
Inhalt
1.Aufzug "Der Student"
Der Student hat sich in die reiche, vornehme Tochter des Professors verliebt, die ihm versprochen hat, ihn zum Ball zu begleiten, wenn er ihr eine rote Rose bringt. Aber im Garten des Studenten blüht keine rote Rose. So glaubt er, dass seine Liebe aussichtslos ist.
Die Nachtigall hört seine Klage und ist über die Stärke seiner Gefühle so gerührt, dass sie beschließt, ihm zu helfen. Sie fliegt zum Rosenbusch und fleht ihn an, ihm eine einzige rote Rose zu geben. Der Rosenbusch nennt ihr das einzige Mittel, um ihren Wunsch zu erfüllen: sie muss eine ganze Nacht für ihn singen und dabei ihre Brust gegen einen Dorn drücken, um dem Rosenbusch ihre eigene Wärme und Kraft zu übertragen. Die Nachtigall willigt in die Bedingung ein.
Sie kehrt zum Studenten zurück und verspricht, ihm die Rose zu verschaffen. Als einzige Gegenleistung für ihr Opfer verlangt sie, dass er seiner Geliebten immer treu bleiben soll. Der Student hört zwar den Gesang der Nachtigall, kann ihre Worte aber nicht verstehen.
2. Aufzug "Der Rosenbusch"
Die Nachtigall erscheint zur verabredeten Stunde beim Rosenbusch. Sie beginnt von Liebe und Sehnsucht zu singen. An den dürren Zweigen des Rosenbuschs erblüht eine Rose, die immer schöner wird, je leidenschaftlicher die Nachtigall singt. Schließlich ist die Rose vollendet, aber die Nachtigall nimmt es nicht mehr wahr, denn sie hat all ihr Lebensblut dem Rosenbusch gegeben und liegt tot zu seinen Füßen.
3. Aufzug "Die Liebe der Nachtigall"
Der Student findet die Rose und will sie beglückt seiner Geliebten überreichen. Doch das Mädchen weist ihn schroff zurück: der Neffe des Kammerherrn hat ihr als Gabe für den Ball echte Juwelen geschickt, sodass sie das armselige Geschenk des Studenten nur verhöhnen kann.
Tief enttäuscht wirft der Student die Rose fort und verflucht die Liebe. Als er den Rosenbusch beschimpft, der ihm falsche Hoffnungen erweckt hat, findet er zu dessen Füßen die tote Nachtigall und fühlt sich seltsam berührt. Durch den Kummer feinfühlig geworden erkennt er plötzlich, dass sie es war, die ihn am Vorabend hatte trösten und ermutigen wollen und dass sie es war, die ihm die Rose beschafft hat. Voller Reue sucht er nach der fortgeworfenen Blume. Als er sie tatsächlich findet, wünscht er von ganzem Herzen, die Nachtigall möge wieder zum Leben erwachen.
Das Wunder geschieht: weil seine Liebe zu der Nachtigall stärker ist, als sein eigener Kummer, erwacht der Vogel zu neuem Leben und verwandelt sich in ein schönes junges Mädchen. Überglücklich besingen beide die Macht der Liebe.
Besetzung
Nachtigall | Koloratursopran große Partie, Schwierigkeitsgrad sehr anspruchsvoll |
Student* | Mezzosopran große Partie, Schwierigkeitsgrad sehr anspruchsvoll |
Rosenbusch | Bass, auch Melodramrolle große Partie, Schwierigkeitsgrad anspruchsvoll |
Mädchen | Melodramrolle kleine Partie, Schwierigkeitsgrad mittel |
Begleitung
Flöte | |
Violine 1/2 | |
Viola | |
Violoncello |
Der Vokalpart richtet sich vom Schwierigkeitsgrad her an ausgebildete Sänger oder Gesangsstudenten, der Instrumentalpart an professionelle Musiker oder fortgeschrittene Laien.
Die mit * gekennzeichneten Rollen setzen die Fähigkeit voraus, in einem Ensemble eine zweite oder dritte Stimme durchzuhalten.
Aufführungsdauer: ca. 60 Minuten
Aufführungen
20.09.2008, Stadtmuseum Siegburg (Uraufführung) | und Rhein-Sieg-Kammersolisten |
31.01.2009, Ev. Andreasgemeinde Frankfurt |
Erläuterungen zum Stück
Als ich mich in meinem Gesangsstudium, im Rahmen des Tonsatzunterrichts, erstmals an kleine kammermusikalische Werke heranwagte, hatte ich überhaupt nicht im Sinn, diese jemals zur Aufführung zu bringen. Vielmehr sah ich diese Stücke als eine Art erweiterte Übung für meinen Unterricht an, in welcher ich das anwenden konnte, was ich über Harmonien und Akkordverbindungen gelernt hatte, die obendrein noch den Spaß des gemeinsamen Musizierens im Familienkreis mit sich brachte.
Auch die 1996 entstandene „Liebe der Nachtigall“, mein erster Gehversuch im Bereich Musiktheater, dem Oscar Wildes Märchen „Die Nachtigall und die Rose“, sowie ein russisches Volksmärchen „Der Spielmann und die Nachtigall“ zugrunde liegt, war ursprünglich ausschließlich für den „Eigenbedarf“ konzipiert. Entsprechend richtete ich die Partitur was Besetzung und Schwierigkeitsgrad anging, voll und ganz auf meine eigenen Möglichkeiten ein. Das Stück, das damals noch die Bezeichnung „szenische Kantate“ trug, sah neben zwei Sängerinnen (Koloratursopran und Mezzosopran) und den beiden Melodramrollen noch einen Erzähler vor, der jeweils zu Beginn eines neuen Abschnitts mit wenigen Worten auf die Handlung einstimmte. Die Orchesterbesetzung bestand in der Urfassung aus Flöte, zwei Violinen, Klavier und Schlagwerk – eben die Instrumente, die ich soweit beherrschte, um im Playbackverfahren zu meinem eigenen Vergnügen und als „Überraschung“ für meine Familie eine „Gesamtaufnahme“ herstellen zu können.
Im Rahmen meiner im Zusammenhang mit der Opernschule Gelnhausen und der Musiktheaterwerkstatt der Opern-Weberei Frankfurt immer ausgedehnteren Tätigkeit als Komponistin, kam mir 2003 zum ersten Mal der Gedanke, „Die Liebe der Nachtigall“ einer gründlichen Überarbeitung zu unterziehen. Hierbei ging es mir zunächst darum, den in der Urfassung doch recht simpel gehaltenen Orchesterpart attraktiver zu gestalten und somit ein adäquates Pendant zu den weitaus anspruchsvolleren Gesangspartien zu schaffen. Die Besetzung änderte sich dahingehend, dass anstelle des Klaviers nun Bratsche und Violoncello zum Einsatz kommen. Ferner wurde der ursprüngliche Prolog, in welchem der Erzähler mit kurzen Texten auf die Handlung einstimmt, durch eine neukomponierte Ouverture ersetzt, welche Motive der Oper vorwegnimmt. Auf den Erzähler habe ich in der Neufassung völlig verzichtet. Weitgehend unverändert blieben in dieser Version die Singstimmen.
Die endgültige Fassung der Oper, welche im September 2008 uraufgeführt wurde, entstand dann 2007. Um das Stück noch vielseitiger durchführbar zu machen, änderte ich den Part des „Studenten“ dahingehend, dass er nun wahlweise von einem Mezzosopran oder einem Sopran übernommen werden kann, sowie den des „Rosenbuschs“ zu einer gemischten Melodram- und Gesangspartie.
Trotz, oder gerade wegen ihres schlichten Aufbaus und der kleinen Besetzung bietet „Die Liebe der Nachtigall“ vielfältige Möglichkeiten der Umsetzung. Angefangen bei konzertanter oder halbszenischer Aufführung über Tanz-, Pantomimen- oder Schattentheater bis hin zur traditionellen Inszenierung sind die unterschiedlichsten Darstellungen denkbar.