Das Bandel oder Die Tücke des Objekts
Liederspiel mit der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Idee und Libretto von Bettina Weber
Inhalt
1. Aufzug
Eine kleine Gruppe von Sängern probt unter der Leitung ihres Regisseurs und ihres Kapellmeisters zum letzten Mal für die Uraufführung einer neuentdeckten Mozart-Oper:
Luise hat sich in den jungen Damötas verliebt. Als ihr neureicher Nachbar, Herr Fritz, sie mit Heiratsanträgen überschüttet, weist sie ihn spröde ab. Eifersüchtig vermutet Herr Fritz, dass er einen Rivalen hat und beschließt, das Mädchen zu belauschen.
Damötas kommt, um seine Geliebte zu besuchen. Als Unterpfand seiner Liebe schenkt er ihr ein Seidenband, das seine Mutter an ihrem Hochzeitskleid getragen hatte.
Kaum ist Damötas gegangen, kehrt Herr Fritz zurück, der alles beobachtet hat. Es gelingt ihm, Luise das Band zu stehlen, ohne dass diese es merkt. Gleichzeitig verleumdet er Damötas als einen rücksichtslosen Verführer. Luise ist fassungslos.
2. Aufzug
Als Damötas und Herr Fritz zusammentreffen, verleumdet dieser nun auch Luise. Er behauptet, das Mädchen habe das Seidenband fortgeworfen, weil sie sich in der Stadt eine reichere Partie erhoffe.
Auch der junge Mann fällt auf den Betrug herein. Als Luise zurückkommt, fordert er das Band zurück. Da sie es ihm nicht geben kann, beschimpft und demütigt er sie. Das Mädchen wirft ihm ihrerseits Treulosigkeit vor.
Zwischen dem Liebespaar scheint es vorbei zu sein – aber schließlich erkennen beide doch, dass sie den anderen nicht verlieren wollen und entdecken obendrein, dass sie von Herrn Fritz getäuscht wurden.
Als dieser Luise nun endgültig für sich gewinnen will, muss er feststellen, daß seine Intrige erfolglos geblieben ist. Großmütig verzeihen Luise und Damötas ihm und er gibt dem glücklichen Paar das Seidenband zurück.
Besetzung
Luise | Sopran große Partie, Schwierigkeitsgrad anspruchsvoll |
Damötas | Mezzosopran große Partie, Schwierigkeitsgrad anspruchsvoll |
Herr Fritz | Bariton große Partie, Schwierigkeitsgrad anspruchsvoll |
Regisseur | Sprechrolle kleine Partie |
Kapellmeister | Pianist große Partie, Schwierigkeitsgrad anspruchsvoll |
Das Stück richtet sich von seinem vokalen und instrumentalen Schwierigkeitsgrad her generell an professionelle Sänger und Musiker oder fortgeschrittene Laien.
Aufführungsdauer: ca. 1 1/2 Stunden
Aufführungen
Erläuterungen zum Stück
Obwohl die Musik zu "Das Bandel oder die Tücke des Objekts" voll und ganz von Wolfgang Amadeus Mozart stammt, habe ich das Stück in die Liste meiner Bühnenwerke mit aufgenommen.
Am Anfang stand hierbei der Bedarf nach einem geeigneten Stück für ein junges, ambitioniertes Musiktheaterensemble. Die Suche nach einer in ihrer Größenordnung passenden und den Wünschen und Möglichkeiten des Ensembles angemessenen Oper zu finden, erwies sich als schwierig, um nicht zu sagen unmöglich.
Da kam mir zunächst einmal die Idee, einzelne Klavierlieder durch verbindende Texte zu ergänzen und auf diese Weise quasi ein „szenisches Konzertprogramm“ zusammenzustellen, das im Idealfall einen gewissen Handlungsfaden enthalten sollte.
Bei der Arbeit an diesem Projekt, bei welchem ich mich für die zum Teil relativ unbekannten Lieder Mozarts entschieden hatte, fiel mir plötzlich auf, daß dort bestimmte Namen, nämlich Luise, Damötas und Fritz/Friedrich, entweder im Text oder im Titel der Stücke, besonders häufig auftauchten. Auch die Texte selbst erschienen mir teilweise so handlungsstark, als seien sie aus einem ursprünglichen Zusammenhang herausgelöst worden.
So entstand in mir der Gedanke, die Mozart-Lieder so anzuordnen, dass sie in einen opernhaften Handlungsablauf passten. Hierbei lag mir besonders am Herzen, die Stücke in ihrer Struktur, den Texten und der Besetzung soweit wie möglich unverändert zu lassen, was überraschend gut gelang. Nur wenige Strophen mußten leicht angepasst werden; außerdem ergab sich die Notwendigkeit, einzelne Lieder durch Klaviervorspiele zu ergänzen, um bei Stücken, in denen im Original Sänger und Klavier gleichzeitig einzusetzen haben, ein „unopernhaftes“ Tonangeben zu vermeiden. Das Ergebnis ist die vorliegende kleine Liebes- und Intrigenkomödie um Luise, Damötas und Herrn Fritz, die sich von ihrem Aufbau her an der im 18. Jh. sehr beliebten Opera buffa orientiert.
Die Texte der Dialoge setzen sich größtenteils aus einem bunten Gemisch von Zitaten aus mehr oder weniger bekannten Opern und Schauspielen zusammen. Um die Handlung noch etwas aufzulockern und außerdem eine Aufführung auch in kleinstem Rahmen zu legitimieren, habe ich das Operchen im Untertitel als „öffentliche Generalprobe“ deklariert: Regisseur und Kapellmeister kommen selbst zu Wort, tadeln, korrigieren, insistieren, um dem Stück vor der Premiere den letzten Schliff zu geben.