Der Geburtstag der Infantin
Oper in einem Akt von Bettina Weber
nach dem Märchen von Oscar Wilde

Inhalt

Die spanische Infantin feiert ihren Geburtstag. Zu dem Fest wurden vornehme Familien des Landes eingeladen, es werden vielfältige Unterhaltungen geboten. Doch die Infantin reagiert auf alle Versuche, sie zu erfreuen, gereizt und gelangweilt.

Ein Jäger hat im Wald einen kleinen, misswachsenen Jungen aufgegriffen und mit ins Schloss gebracht und führt ihn nun der Infantin als Kuriosum vor. Die Infantin ist begeistert vom Gesang und Tanz des Kleinen, wenn auch hauptsächlich deshalb, weil sie bemerkt, wie schockiert ihre Gäste über das freie, ungezwungene Benehmen und das ärmliche Aussehen des Jungen sind. Zum Lohn für seine Darbietung wirft sie ihm eine Blume zu. Anschließend begibt sich die Gesellschaft zu Bankett und Mittagsruhe.

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Der Kleine ist nun der Meinung, die schöne Infantin, die ihm die Blume zuwarf, müsse ihn lieben. Er beschließt, sie zu suchen und sie zu bitten, mit ihm das Schloss, das er als kalt und lieblos empfindet, zu verlassen.
Auf seiner Suche gerät er vor einen Spiegel. Da er sein eigenes Aussehen nicht kennt, erschrickt er zunächst über die scheußliche Missgestalt, die er dort sieht, später amüsiert er sich über sie.
Dann erst erkennt er, daß es sich um sein eigenes Spiegelbild handelt, dass er eine Missgeburt ist und dass die gesamte Hofgesellschaft und vor allem die Infantin, von der er sich geliebt glaubte, ihn in Wirklichkeit nur verspottet haben. Das Entsetzen und der Schmerz über diese Tatsache sind so groß, dass der Kleine stirbt.

Die Infantin und die Hofgesellschaft kehren zurück. Die Infantin fordert den Kleinen auf, noch einmal für sie zu tanzen. Als man ihr mitteilt, dies sei nicht möglich, der Kleine sei gestorben, weil ihm das Herz gebrochen sei, antwortet sie, künftig sollen ihre Spielgefährten keine Herzen mehr haben. Sie befiehlt, das Fest erneut beginnen zu lassen.

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Notenblatt mit Blockflöte

  Besetzung

InfantinMelodramrolle
große Partie, Schwierigkeitsgrad mittel
Nodriza*, ihre AmmeAlt
mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel
HofmeisterSprechrolle
mittlere Partie
ToreroSopran
kleine Partie, Schwierigkeitsgrad mittel
zwei Zigeunermädchen*Sopran und Mezzosopran
kleine Partie, Schwierigkeitsgrad mittel
Engendro, der TölpelSopran
große Partie, Schwierigkeitsgrad mittel
Marquesa LisonjaSprechrolle
mittlere Partie
Condesa VueltaSprechrolle
mittlere Partie
Duquesa AcosaSprechrolle
mittlere Partie
JägerSprechrolle
kleine Partie

Hofgesellschaftdreistimmiger Frauen- oder Jugendchor
mittlere Partie, Schwierigkeitsgrad mittel

Begleitung

Flöte
Oboe
Violine 1/2
Viola
Violoncello

Der Vokalpart richtet sich vom Schwierigkeitsgrad her an Gesangsschüler oder vorgebildete Laien, der Instrumentalpart an professionelle Musiker oder fortgeschrittene Laien.
Die mit * gekennzeichneten Rollen setzen die Fähigkeit voraus, in einem Ensemble eine zweite oder dritte Stimme durchzuhalten.

Aufführungsdauer: ca. 60 Minuten

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Notenblatt mit Blockflöte

  Aufführungen

18.09.2002, Stadthalle Gelnhausen (Uraufführung)Opernschule Gelnhausen
19.09.2003, Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen Opernschule Gelnhausen und Rhein-Sieg-Kammersolisten
26.09.2003, Stadtmuseum Siegburg Opernschule Gelnhausen und Rhein-Sieg-Kammersolisten
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Notenblatt mit Blockflöte

  Erläuterungen zum Stück

Wie die vergangenen Produktionen der Opernschule Gelnhausen, handelt es sich auch beim "Geburtstag der Infantin" um ein Werk, das sich an der klassischen und romantischen Oper orientiert.

Musikalisch ist besonders der Gegensatz zwischen der Infantin und Engendro, dem kleinen Tölpel hervorzuheben: die Gefühlskälte der Infantin kommt dadurch zum Ausdruck, dass sie sich ausschließlich in Reimen und fixierten, aber dennoch gesprochenen Tonhöhen und festgelegtm Rhythmus artikuliert. In den beiden Melodramen (Melodram = Bezeichnung für die Verbindung von gesprochenem Wort und untermalender Begleitmusik.) wirdder Text durch das Orchester unterstützt und verstärkt.

Der natürliche, empfindsame Engendro hingegen drückt sich vorwiegend singend aus. Seine Melodien sind schlicht und eingängig - in seinem Lied "Streife durch die grünen Wälder" habe ich sehr bewusst im Refrain die Melodie aus einem böhmischen Volkslied zitiert. Erst in dem Augenblick, wo Engendro sich selbst im Spiegel erkennt, spricht auch er. Auch er bringt seine Gefühle in einem Melodram zum Ausdruck. Im Gegensatz zur Infantin jedoch spricht er "natürlich", d.h., weder in fixierten Tonhöhen, noch festgelegten Rhythmen.

Einen weiteren interessanten Punkt der Komposition stellt der Schlusschor dar: sowohl der Text, als auch weite Teile der Melodie sind identisch mit dem Eingangschor. Doch während im Eingangschor durch einen geraden Takt, vorangehenden Rhythmus und eine reine Dur-Tonalität die Neugier und Vorfreude der Hofgesellschaft auf die Feierlichkeit zum Ausdruck gebracht werden soll, steht der Schlußchor in einem ungeraden Takt, die Melodie schwankt immer wieder zwischen Dur und Moll und ist mit Pausen durchsetzt. Hierdurch soll die Verunsicherung - eigentlich bereits Distanzierung - der Hofgesellschaft, angesichts des Befehls der Infantin: "Lasst künftig solche, die mit mir zu spielen kommen, keine Herzen haben!" charakterisiert werden.


"Der Geburtstag der Infantin" wurde beim 14. Siegburger Kompositionswettbewerb 2002 der Engelbert-Humperdinck-Stiftung mit einem 1. Preis ausgezeichnet.

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Notenblatt mit Blockflöte

  Impressionen von den Aufführungen

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  Videobeispiele


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  Bildergalerie


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